Wenn es nicht um die Zukunft von vielen zehntausend Menschen in den USA (aber auch in Europa) ginge, wäre es ein unterhaltsames Stück, was zurzeit in den USA aufgeführt wird. Ich beschreibe Ihnen seit Monaten was mit General Motors (GM) aktuell passiert. Das Unternehmen muss vor dem großen Reset des amerikanischen Währungssystems saniert werden, damit das dann gesunde Unternehmen in „gute Hände“ abgegeben werden kann.

Buchleser wissen, was mit dem Begriff „Macht- und Finanzhydra“ gemeint ist. Diese Hydra wird unmittelbar vor dem Reset des US-Dollar ihre Geldbestände in dann ausgesprochen preiswerte Immobilien und Unternehmen umschichten und so die Machtbasis für die nächsten Jahrzehnte nochmals deutlich erweitern. Dazu gehört aber, dass man natürlich sanierte und gesunde Unternehmen kaufen möchte. Also müssen wichtige aber angeschlagene Firmen erstmal saniert werden (auf Kosten aller Anderen selbstverständlich). Dazu gehört die Sanierung der Banken, aber auch die Neugestaltung der größten Autobauer.

Um GM für die künftigen Besitzer sexy zu machen, muss man aber zunächst eine Reihe sehr unpopulärer Maßnahmen treffen, die sowohl die Arbeiter, Darlehensgeber (häufig Versicherungen und Pensionskassen – also wieder das Geld der kleinen Leute) als auch die Pensionäre treffen. Ein solcher Schritt, den man am geschicktesten mittels des Gläubigerschutzes unter „Chapter 11“ (<link start detailansicht blog-post chapter-11-der-ganz-besondere-glaeubigerschutz _blank>siehe Artikel) durchführt, ist natürlich sehr unpopulär und zigtausende einfacher Leute würden sehr viel verlieren. Sie verlieren Löhne, Sozialversicherungsansprüche, Pensionen und viel Geld. Viele werden auch noch ihren Job verlieren. Solche Maßnahmen muss man, wenn es um eine große Bevölkerungsgruppe geht, lange und gut vorbereiten. Das passiert seit einigen Monaten.

Die Regierung spendiert Milliarden und tritt zunächst als Retter auf (Wir tun alles!). Die Vorstände sind umtriebig, präsentieren Rettungspläne und organisieren Bettelwallfahrten nach Washington (Wir tun alles!). Dann wird immer wieder gejammert „Oh, es könnte alles noch schlimmer kommen. Nein! Wir müssen Chapter 11 unbedingt verhindern!“ Das steigerte sich dann in: „Es könnte sein, dass GM nicht überleben wird (Wagoner)“.  Man zermürbt die Leute mit ständigem Wechsel zwischen Horror und Hoffnung. Dem Horror alles zu verlieren und der Hoffnung, dass die Regierung es doch noch richten wird. Wenn die Menschen, Gewerkschaften und Investoren dann völlig weichgekocht sind und ohnehin damit rechnen alles zu verlieren, DANN wird man großzügig Chapter 11 verkünden und die Ansprüche aller Beteiligten auf ein Minimum zusammenstreichen. Die Gewerkschaften sind zu großen Lohnabstrichen und Entlassungen bereit. (Hauptsache, es werden überhaupt noch Leute beschäftigt). Die Pensionäre freuen sich über große Einbußen bei ihrer Altersvorsorge und der Krankenversicherung (Hauptsache sie bekommen überhaupt noch was) und so weiter.

Dass dieser Schritt (Chapter11) wenige Wochen bevor steht, erkennen Sie daran, dass jetzt ein „großes“ Signal gesetzt wurde. Washington jagt den Vorstandsvorsitzenden Rick Wagoner mit großer Geste aus dem Unternehmen. Warum? Um den Menschen zu zeigen: „Seht Ihr, jeder muss Opfer bringen. Wir scheuen nicht davor zurück, die Großen zur Rechenschaft zu ziehen. Aber eines ist klar: Auch Ihr werdet Opfer bringen müssen.“ Das wird in den nächsten Wochen geschehen, die Menschen werden auf Grund der monatelangen perfekten Inszenierung diese Aktion mittragen. Die gleichen Menschen, die ohne diese monatelange Vorbereitung auf die Barrikaden gegangen wären. Gar nicht so schlecht gemacht…

Ach ja, bei Chapter 11 werden die alten Aktien eingezogen und die ehemaligen Gläubiger häufig statt mit Geld mit neuen Aktien entschädigt. Viele davon wollen/dürfen gar keine solch hohe Aktienquote fahren und werden diese dann zu Dumpingpreisen verkaufen. Ich bin mal sehr gespannt, welche Namen in 12 Monaten als die großen Anteilseigner eines sanierten GM zur recherchieren sind…

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